Meine Gedanken zur Inneneinrichtung
Als Geschmack bezeichne ich die Fähigkeit, Objekte in einer Weise zusammenzustellen, dass sie miteinander sprechen. Geschmack ist eine Begabung, ähnlich wie Musikalität beim Singen oder Ballgefühl beim Sport. Zwar kann man Fußball auch ohne Ballgefühl spielen oder Geige ohne wirklich musikalisch zu sein, aber ohne Begabung und Talent wird alles mechanisch und steif.
Ein Haus gut einzurichten ist viel schwerer als gemeinhin angenommen. Es ist genau so schwer, wie einen perfekten Garten zu entwerfen.
Wenn die Menschen sagen, sie brauchen keinen Innen- oder Gartenarchitekt, so widerspreche ich Ihnen nicht. Es lohnt sich nicht.
Wenn sie sagen würden, ich kann mir keinen Innen- oder Gartenarchitekt leisten oder ich habe das tiefe Bedürfnis, alles selber zu machen, so habe ich vollkommenes Verständnis.
Eine gute Innenarchitektur ist wie ein Raum voller Musik, ob klassische oder zeitgenössische Musik, ob Händel, Zwölftonmusik oder Jazz ist gleichgültig.
Die jeweilige Harmonie oder die gewollte Disharmonie muss stimmen.
Die gute Innenarchitektur hat viel Ähnlichkeit mit einer Schneiderwerkstatt oder, wenn man noch höher greifen möchte, mit den Ateliers der Haute Couture.
Der Schnitt des Kleides oder des Anzugs muss dem Alter, der Figur, sowie dem sozialen Status des Kunden entsprechen. Auch die Lebenserfahrung, die sinnlichen Bedürfnisse und der Intellekt des Auftraggebers müssen berücksichtigt werden. Und all' das mit sehr viel Diskretion.
Wenn man sich auf diese Prämissen nicht einstellen kann oder will, sollte man den Auftrag besser nicht annehmen. Weniger ist auch hier mehr.